Geschichte der Berg- und Skiführer und Wanderleiter

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UNSERE GESCHICHTE

Zwei Jahrhunderte Auf- und Abstiege

Bis ins 19. Jahrhundert sind Berge nichts anderes als der Rahmen des Bildes, das sich den Berglern täglich bietet. Hinauf steigt niemand, der nicht unbedingt muss: zu gefährlich der Auf- und Abstieg, zu unberechenbar das Wetter, zu anstrengend das Gehen und Steigen. Das Besteigen von Bergen, „weil sie da sind“, als Selbstzweck und Sport, beginnt erst Anfang des 18. Jahrhunderts. Von diesem Zeitpunkt an entwickelt sich das Bergsteigen allerdings rasant – und mit ihm der Beruf der Bergführer, der in Tirol (und damit auch in Südtirol) 1871 zum ersten Mal geregelt wird. Und seitdem ist – mit Verlaub – kein Stein auf dem anderen geblieben.

Die ersten Bergführer in Südtirol sind Hirten, Gamsjäger und Kristallsammler. Sie kennen den Weg in die Berge (und meistens auch ein Stück hinauf) und zeigen diesen vor allem britischen Bergsteigern. Das alpinistische Können ist damals noch mangelhaft, gesucht wird ohnehin der leichteste Weg auf den Gipfel. Viel ändert sich in dieser Hinsicht allerdings schon bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon ab den 1850er-Jahren treiben die Bergführer die Erschließung der Gipfel im Ortlergebiet und in den Dolomiten maßgeblich voran. Sie sind nun nicht mehr nur menschliche Wegweiser, sondern führen ihre „Herren“ am Seil auf die Gipfel – und werden dafür mitunter fürstlich entlohnt.

Erste echte Bergführer

Weil man mit dem Führen von Bergsteigern nun plötzlich Geld verdienen kann (und das nicht wenig), drängen immer mehr junge und nicht mehr ganz so junge Burschen in den Beruf, der damals noch keiner ist. Jeder darf sich Bergführer nennen, Kriterien dafür gibt es keine. Das ändert sich in Tirol (und damit auch in dessen südlichem Landesteil) erstmals mit der Bergführerordnung von 1871, in der nicht nur die Zugangsbedingungen zum Beruf definiert werden, sondern auch die Rechte und (vor allem) Pflichten der Führer.

Weil das Niveau auch danach noch kein einheitliches ist, findet 1888 der erste Südtiroler „Führer-Instructionskurs“ in Bozen statt. Der Besuch der Kurse ist künftig Voraussetzung für die Ausübung des Bergführerberufs und garantiert den Gästen, am Seil eines (für damalige Verhältnisse) gut ausgebildeten Profis zu hängen.

Zugleich kontrolliert man durch den geregelten Berufszugang auch den Wettbewerb, was zunehmend notwendig ist, weil der Bergführerberuf Ende des 19. Jahrhunderts zu den angesehensten seiner Zeit wird. Die 1890er- und frühen 1900er-Jahre gelten in Südtirol nicht umsonst als das goldene Zeitalter der Bergführerei: mit steigenden Führerzahlen und Bergführern, die alle Schlüsselpositionen in der Entwicklung des Tourismus in den Bergen besetzen.

Das goldene Zeitalter endet jäh, der Erste Weltkrieg zieht einen Schlussstrich unter die Entwicklung der Bergführer, die im Gebirgskrieg an der österreichischen Südfront aufgerieben werden.

Neuer Staat, neuer Anfang

Für Südtirol und seine Bergführer bedeutet der Erste Weltkrieg eine Zäsur. An seinem Ende wird das Land Italien zugeschlagen, die Bergführer verlieren damit ihren organisatorischen Auf- und Unterbau, den bisher der Deutsche und Österreichische Alpenverein (DuOeAV) garantiert hatte: von der Ausbildung bis zur Rente. An seine Stelle tritt der Club Alpino Italiano (CAI), der in den nächsten Jahrzehnten über die Geschicke der Südtiroler Bergführer wachen wird – mit durchaus nicht immer unpolitischem Auge.

Dem faschistischen Regime gelten die Bergführer, die „Prachtsöhne der Berge“, wie Benito Mussolini sie nennt, als Symbolgestalten des Homo novus, des neuen, des faschistischen Menschen, der von der und für die Aktion lebt. Entsprechend viel Aufmerksamkeit widmet man den Führern, für die laufend neue rechtliche Grundlagen geschaffen werden. Zudem werden die Bergführer in faschistische Syndikate und die faschistische Partei PNF gezwungen. Der fehlende Parteiausweis bedeutet damals das berufliche Aus.

So groß das Interesse des Regimes, so klein ist jenes der bergsteigenden (italienischen) Öffentlichkeit. Die Zwischenkriegsjahre sind deshalb harte für das Südtiroler Bergführerwesen, das immer mehr an Boden verliert und nach der Option von 1939, dem Zweiten Weltkrieg und der nationalsozialistischen Besetzung Südtirols 1943 auf ebendiesem zu liegen kommt.

Schon wieder ein Neuanfang

Aufrappeln kann sich das Bergführerwesen auch nach dem Ende des Krieges nur langsam, es fehlt an Touristen und heimischen Bergsteigern, die sich einen Führer leisten können (und wollen). Erst ab Mitte/Ende der 1960er-Jahre entwickelt sich ein Alpintourismus, der diesen Namen auch verdient – und damit ein neues Fundament für die Bergführer.

Weil diese nun einmal Spiegelbild der Gesellschaft sind, tragen auch die Bergführer in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren ethnische Streitereien aus. Und sind selbst Gegenstand ethnischer Streitereien in Gestalt des Alpenvereins Südtirol (AVS) und seines italienischen Pendants, des CAI. Beide buhlen um den Zugriff auf die Bergführer, beide stampfen entsprechende Organisationen aus dem Boden, der CAI behält dank seiner Unterstützung aus Rom allerdings die Oberhand.

Dazu kommt, dass sich deutschsprachige Bergführer (und das sind die meisten) schwer tun, werden Führerkurse und -prüfungen doch ausschließlich auf Italienisch abgehalten. Die Südtiroler Politik protestiert zwar, Lösung wird vorerst aber keine gefunden.

Autonome Bergführer

Eine solche liefert erst das Zweite Autonomiestatut von 1972, mit dem die Zuständigkeit für das Alpinwesen (und damit für die Bergführer) auf das Land Südtirol übergeht. Zugleich beschleunigt sich die Entwicklung der Südtiroler Bergführer in den 1970er-Jahren massiv. So erschließen sie erstmals auch die Bergwelt außerhalb des Landes und bieten Touren im ganzen Alpenraum an.

Weil ihr Beruf dadurch immer komplexer wird und im Land die Nachfrage drastisch steigt, schließen sich Bergführer zu ersten Alpinschulen zusammen. Vorreiter sind dabei die Alpinschule Col Raiser von Luis Schenk und die Alpinschule Südtirol von Reinhold Messner. Die Alpinschulen bringen einen Qualitäts- und Professionalisierungsschub, heben das Südtiroler Bergführerwesen auf ein neues Niveau, erschließen neue Gästeschichten und geben bis heute den Ton in der Südtiroler Bergführerszene an.

1978 wird ein weiterer Meilenstein gesetzt: die erste Südtiroler „Berg- und Skiführerordnung“, die noch heute – selbstverständlich mit den notwendigen Anpassungen über die Jahre – das Fundament bildet, auf dem die Südtiroler Bergführer rechtlich aufsetzen. Auch Südtiroler Ausbildungskurse werden seit damals angeboten. Die Ausbilder sind meist Südtiroler, was auch dazu führt, dass deutschsprachige Bergführer ihre Ausbildung erstmals in ihrer Muttersprache durchlaufen können.

Einen letzten, vor allem aber grundlegenden Schritt Richtung Autonomie setzen die Bergführer selbst. Sie gründen 1980 den Verband der Südtiroler Bergführer und diese Gründung markiert gleich eine doppelte Loslösung. Zum einen sind Südtirols Bergführer nun dem Land und nicht mehr dem Staat rechtlich zugeordnet, zum anderen kappen sie das Seil, das sie noch an die beiden alpinen Vereine AVS und CAI gebunden hatte.

Seit damals wachen die Südtiroler Berg- und Skiführer mit dem Verband einerseits, vor allem aber über ihre Landesberufskammer über die Geschicke und Entwicklung ihres Berufsstandes. Und damit auch über die Entwicklung des Bergführerwesens in Südtirol.